but you probably know that
Aus der Serie: Orte, die mit einem Fotografieverbot belegt sind.
Fine Art Prints,
70c50cm,
gerahmt,
2021.
In unserer zunehmen von Digitalität durchdrungenen Gegenwart, die vor allem von fotografischen Bildern beherrscht ist, erscheint kaum vorstellbar, dass die Welt noch nicht zur Gänze vermessen ist. Das hat nicht nur etwas mit einem (kruden) westlichen Selbstverständnis zu tun, wie es sich seit der Aufklärung durchzusetzen begann und von der Vorstellung einer Beherrschung von Raum durchtränkt ist, sondern vor allem mit unseren Suchmaschinen, die uns so sehr alltäglich geworden sind. Von jedem noch so abseitig gelegenen Winkel erwarten wir mit unseren digitalen Endgeräten in Sekundenschnelle aus allen nur denkbaren Perspektiven bildliche Repräsentation von allen Orten dieser Welt zu erhalten. Und im Grunde ist dem auch so. Und trotzdem die Bildrechte an fast allen (zumindest digitalen) Bildern dieser Welt bei den vier großen Konzernen liegen, sind bestimmte Bereiche der bildlichen Darstellung schwieriger geworden: Street Photography ist zum Beispiel aufgrund der möglichen Verletzung von Persönlichkeitsrechten eine Kunstrichtung, die fast vollständig zum Erliegen gekommen ist. Aber auch viele Gebäude sind explizit mit einem Fotografieverbot belegt. Laura Kniesel begibt sich systematisch an diese Orte – und macht trotzdem ein Bild. Unsere Augen suchen die Oberflächen ihrer Bilder ab und suchen nach Information, nach Neuigkeiten, nach Ungesehem, nach Geheimnissen, nach dem Verbotenen – aber da ist nichts. Jedenfalls nicht im Moment der Aufnahme. Oder jedenfalls nichts, was wir als bedeutsam oder schützenswert identifizieren können. Die Frage ist: Hat Laura Kniesel den "decisive moment" verpasst? Oder gibt es ihn gar nicht und das, was es an diesen spezifischen Orten zu schützen gilt, existiert gewissermaßen nur hinter den Bildern?

Fotos © Laura Michèle Kniesel, 2021
Ausstellungsansichten © Jason Hess, 2021
Text © Maren Lübbke-Tidow, 2021