Valentin Hesch



Ein Maximum an Material  sollte mit nach Hause gebracht werden. Fotografien, Videos, gefundene Objekte, GPS Trackings und so weiter. Nach anfänglicher Überambitioniertheit und der damit verbundenen Überproduktion an Material wurde mir klar, dass das Wahrnehmen der durchwanderten Orte bisher nicht im Vordergrund stand, lediglich die Suche nach dem tollen Bild oder der bahnbrechenden Beobachtung.
Durch Weglassen stellte sich ein neues Gefühl ein. Ich war präsenter und begann wahrzunehmen. War exakt an jenem Ort, der sich mir durch das Spazieren zeigte. Jede noch so kleine Unauffälligkeit wurde sichtbar.
Die erlebten Peripherien sind Gebiete ohne erkennbare Grenzen. Übergang von Stadt zu Land, ein Zwischenraum, im ständigen Wandel. Hier ein roter Hundekotbeutel und dort die Hinweisschilder, die gegen die Hinterlassenschaft der Vierbeiner wettern.
Während der Spaziergänge wurde ich mehrfach auf einen Ort aufmerksam, der in der Geschwindigkeit unseres Alltags unsichtbar bleibt.
Eine vierspurige neunzig Grad Kurve am Stadtrand dreier Städte: Nürnberg, Fürth und Zirndorf. Im Sekundentakt rauschen Autos und LKW durch das Labyrinth aus rotweißen Pylonen. Fußgänger sind hier nicht vorgesehen. Am Scheitelpunkt der Kurve findet sich eine circa fünf quadratmetergroße Fläche aus Mörtel, die vorübergehend auf einer Plastikfolie platziert wurde, überschüssiges Material der nahegelegenen Baustelle.
Bei meinem letzten Besuch schlug ich mehrere Brocken der Mörtelfläche ab und tütete sie mit größter Sorgfalt in einen Zip-Bag ein. Für eine Weile beobachtete ich die vorbeilenkenden Fahrerinnen und Fahrer und ihre verwunderten Blicke.