Rebecca Schwarzmeier
Even When The Sun Comes Up I’m In Trouble, 2021
Cyanotypie, 120x90cm
Die Hintergründe der Produktion von fotografischen Bildern zu verstehen ist seit der Ankunft des Digitalen nicht einfacher geworden. Noch nie war das fotografische Bild so schnell "da" wie mit den neuen digitalen Endgeräten (und man möchte hier von Errungenschaften sprechen). Zugleich hat sich der magische Moment der Umwandlung einer Lichtspur (des Realen) in ein fotografisches Abbild noch nie so sehr unserer Vorstellung entzogen wie heute – auch intellektuell erscheint er uns kaum mehr fassbar. Wie können wir (wieder?) zu einer Versprachlichung fotografischer Prozesse gelangen – um sie uns überhaupt vorstellbar zu machen? Denn muss dies nicht ein Projekt der Kunst sein: die Mittel der Gestaltung ergründen – und sie beherrschen? Zumindest kann man in Bezug auf die Fotografie sagen: Nichts ist so, wie es scheint. Dies ist ein Paradigma der Fotografie, das das Medium von Anfang an begleitet. Diesem Paradigma scheint Rebecca Schwarzmeier entgegentreten zu wollen, wenn sie mit alten oder historischen fotografischen Techniken arbeitet. Anders als in der Digitaltechnik kann man – wenn man möchte – in Schwarzmeiers Cyanotypien die Prozesse der Herstellung direkt am Objekt nachvollziehen. Es ist eine Offenlegung. Zugleich aber wählt die Künstlerin für ihre Bilder ein Sujet, dass sich einer Verstofflichung oder Konkretisierung geradezu entzieht: Wolkenformationen. Oder sind es überhaupt Wolkenformationen? Oder geraten die wolkenartigen Gebilde zu einer Parabel über das Fotografische schlechthin, nämlich der, dass das Medium (egal ob alt oder neu) nicht zu fassen ist?