2025 07
Kuratorische Begleitung: Anna Voswinckel
hier gibt es keinen zweiten Stock
Jahresausstellung AdBK NürnbergKuratorische Begleitung: Anna Voswinckel
Jahresausstellung 2025
Pavillon 18, Akademie der Bildenden Künste Nürnberg
Pavillon 18, Akademie der Bildenden Künste Nürnberg
MILY: schweigt
MAX: ist was?
MILY: ich muss nachdenken.
MAX: gib mal tabak.
MILY: nö.
PRINZIP DES SMALLTALKS: max, du musst jetzt fragen, worüber.
MILY: ich will auch, dass du fragst.
MAX: also, worüber denkst du nach?
MILY: dass ich keine richtigen geheimnisse habe. ich hocke hinter großen glasfronten.
MAX: glas bricht den blick. die richtung ist entscheidend: von innen nach außen oder andersherum.
MAX: mein wasser kocht, ich muss kurz nudeln machen.
MILY: ich schaue aus dem fenster und mir den reichswald an und dabei kann man mir hier zusehen. damit man mich bezeugt. kunst braucht ja publikum. ich höre keine schritte von oben, nur den regen.
MAX: aka abenteuerland, zum glück musst du keinen eintritt zahlen...aber warum sitzt du eigentlich da drinnen?
MILY: ich bin eine tomate und muss reifen. was bist du?
MAX: ich bin sep ruf und erklär dir jetzt wie der hase läuft, schatz.
SEP-RUF-EXPERTE: seine gebäude knallen einfach so richtig, dieser provinzladen von akademie, den man ja kaum vom wald unterscheiden kann, sollte ihm bis heute dankbar sein. niemand kann dort etwas verheimlichen.
MILY: bist du antifaschist?
DIE ANTIFASCHISTIN: dazu äußere ich mich nicht, vielleicht werde ich exmatrikuliert.
SEP-RUF-EXPERTE: also ich hab mir letztens eine „FCK NZS“ schirmmütze auf amazon gekauft.
KONSUMKRITIK: nice, dein virtue signalling. antifaschistische architektur, kann man die auch bei amazon bestellen?
MAX: ich schneide tomaten für den nudelsalat.
MILY: aua. machen wir eine grillparty? an der bar gibt es gin tonic für 5,50.
DER TRINKER: ich habe eigentlich aufgehört, aber sag mir mal, wo gibt es denn veranstaltungen ohne diesen krassen fokus auf alkohol? aber 5,50 ist ein guter preis. cheers.
KOMPLETTE CSU: PROST MAHLZEIT, wo ist denn hier die malereiklasse, wir hätten gerne was großes fürs büro.
MAX: oh gott, pass auf, die malen uns `ne pistole und setzen sie uns auf die brust.
DER PRÄSIDENT: Ich bin der Präsident.
MILY: max, hast du schon gehört? die stelle wird neu besetzt. era over.
DER EX-PRÄSIDENT: wegen diesem rauen ton mache ich jetzt ein sabbatical. tschüss.
MAX: ciao bello.
POLIZEI: tatüüü tattaaaaaa tüü tüü tata
MILY: das ist sehr onomatopoetisch und dada.
KLASSE: wann ist der text fertig?
MILY: fragt max.
MAX: also.. was fehlt denn noch?
karl heinz hoffmann (militanter nazi): ich hab auch mal hier studiert.
SEP RUF: ich dachte mein gebäude wäre ein statement dagegen gewesen.
MILY: ach sepperl, dein versprechen der transparenten architektur zur unterbindung antidemokratischer geheimnisse hat sich nicht eingelöst. dein gebäude ist eben auch nur aus glas und stein und drinnen sitzt faules obst.
SEP RUF: ja, die studierenden von heute, diese arbeitsmoral...
PROFESSORIN: stimmt, gar keine verbindlichkeiten mehr, klassenschein muss doch was bedeuten.
MILY: ich dachte, wir reden jetzt hier über soziale techniken und hierarchien und reflektieren kritisch unsere rolle in dem ganzen, aber dann kommen ständig irgendwelche leute, die eh immer reden und kompromittieren unser vorhaben.
DER EX-PRÄSIDENT: kompromittieren, das kommt von kompromiss. man hat halt nicht immer die kontrolle über alles.
KLEINE MAUS, DIE LECKER MÜSLI KLAUT: ich wohne hier im pavillon und habe hunger und ich schlafe und reproduziere mich und gebe milch und nage die wände leer, damit mehr platz zum leben bleibt. und da denkt ihr, hier gäbe es keinen zweiten stock, aber das ist nicht der regen, den du hörst, mily, sondern tausend kleine mäusefüße. ich bin die radikalste künstlerin der akademie. ich eigne mir als lebensform das hier alles an, das ist meine praxis.denkmalgeschützte substanz schmeckt mir gut.
Anna Voswinckel
Kuration und Workshopleitung
Fotos © Max Pospiech, 2025
Text © Max Pospiech & Mily Meyer, 2025
MAX: ist was?
MILY: ich muss nachdenken.
MAX: gib mal tabak.
MILY: nö.
PRINZIP DES SMALLTALKS: max, du musst jetzt fragen, worüber.
MILY: ich will auch, dass du fragst.
MAX: also, worüber denkst du nach?
MILY: dass ich keine richtigen geheimnisse habe. ich hocke hinter großen glasfronten.
MAX: glas bricht den blick. die richtung ist entscheidend: von innen nach außen oder andersherum.
MAX: mein wasser kocht, ich muss kurz nudeln machen.
MILY: ich schaue aus dem fenster und mir den reichswald an und dabei kann man mir hier zusehen. damit man mich bezeugt. kunst braucht ja publikum. ich höre keine schritte von oben, nur den regen.
MAX: aka abenteuerland, zum glück musst du keinen eintritt zahlen...aber warum sitzt du eigentlich da drinnen?
MILY: ich bin eine tomate und muss reifen. was bist du?
MAX: ich bin sep ruf und erklär dir jetzt wie der hase läuft, schatz.
SEP-RUF-EXPERTE: seine gebäude knallen einfach so richtig, dieser provinzladen von akademie, den man ja kaum vom wald unterscheiden kann, sollte ihm bis heute dankbar sein. niemand kann dort etwas verheimlichen.
MILY: bist du antifaschist?
DIE ANTIFASCHISTIN: dazu äußere ich mich nicht, vielleicht werde ich exmatrikuliert.
SEP-RUF-EXPERTE: also ich hab mir letztens eine „FCK NZS“ schirmmütze auf amazon gekauft.
KONSUMKRITIK: nice, dein virtue signalling. antifaschistische architektur, kann man die auch bei amazon bestellen?
MAX: ich schneide tomaten für den nudelsalat.
MILY: aua. machen wir eine grillparty? an der bar gibt es gin tonic für 5,50.
DER TRINKER: ich habe eigentlich aufgehört, aber sag mir mal, wo gibt es denn veranstaltungen ohne diesen krassen fokus auf alkohol? aber 5,50 ist ein guter preis. cheers.
KOMPLETTE CSU: PROST MAHLZEIT, wo ist denn hier die malereiklasse, wir hätten gerne was großes fürs büro.
MAX: oh gott, pass auf, die malen uns `ne pistole und setzen sie uns auf die brust.
DER PRÄSIDENT: Ich bin der Präsident.
MILY: max, hast du schon gehört? die stelle wird neu besetzt. era over.
DER EX-PRÄSIDENT: wegen diesem rauen ton mache ich jetzt ein sabbatical. tschüss.
MAX: ciao bello.
POLIZEI: tatüüü tattaaaaaa tüü tüü tata
MILY: das ist sehr onomatopoetisch und dada.
KLASSE: wann ist der text fertig?
MILY: fragt max.
MAX: also.. was fehlt denn noch?
karl heinz hoffmann (militanter nazi): ich hab auch mal hier studiert.
SEP RUF: ich dachte mein gebäude wäre ein statement dagegen gewesen.
MILY: ach sepperl, dein versprechen der transparenten architektur zur unterbindung antidemokratischer geheimnisse hat sich nicht eingelöst. dein gebäude ist eben auch nur aus glas und stein und drinnen sitzt faules obst.
SEP RUF: ja, die studierenden von heute, diese arbeitsmoral...
PROFESSORIN: stimmt, gar keine verbindlichkeiten mehr, klassenschein muss doch was bedeuten.
MILY: ich dachte, wir reden jetzt hier über soziale techniken und hierarchien und reflektieren kritisch unsere rolle in dem ganzen, aber dann kommen ständig irgendwelche leute, die eh immer reden und kompromittieren unser vorhaben.
DER EX-PRÄSIDENT: kompromittieren, das kommt von kompromiss. man hat halt nicht immer die kontrolle über alles.
KLEINE MAUS, DIE LECKER MÜSLI KLAUT: ich wohne hier im pavillon und habe hunger und ich schlafe und reproduziere mich und gebe milch und nage die wände leer, damit mehr platz zum leben bleibt. und da denkt ihr, hier gäbe es keinen zweiten stock, aber das ist nicht der regen, den du hörst, mily, sondern tausend kleine mäusefüße. ich bin die radikalste künstlerin der akademie. ich eigne mir als lebensform das hier alles an, das ist meine praxis.denkmalgeschützte substanz schmeckt mir gut.
Anna Voswinckel
Kuration und Workshopleitung
Fotos © Max Pospiech, 2025
Text © Max Pospiech & Mily Meyer, 2025
Grafik © Téo Ströbel, 2025
