Sophia Wilhelm


Träume von Räumen

Ausstellung mit Jasmin Franzé
2023

Mixed Media Installation
Fotografien, Keramikskulptur, Sockel, Nägel, Gips, Kleiderstange





Gewohnheiten, Routinen, der Rhythmus der Zeit. Ich sehe die Veränderung und vergesse das ursprüngliche Bild. Dinge die ich jeden Tag sehe, blende ich aus. Wann hat das alltägliche an Bedeutung für mich verloren? Wann war es neu? Ich bewege mich jeden Tag von A nach B, fokussiert auf das Ziel, dass im Trubel wichtig erscheint. ... Ich atme tief ein, ich atme tief aus... Ich schaue mich um. Jetzt scheint alles neu.

Wie nehmen wir Räume wahr, was davon, wie fühlen wir uns in verschiedenen Räumen und was spielt alles in dieses Erlebnis mit rein? In der Ausstellung „Träume von Räumen“ dreht sich alles um solche Fragen. Ab wann nehmen wir unsere Umgebung als einen Raum war, was braucht es? In welche Gefühlszustände können uns Räume versetzten? Auch wenn es uns nicht immer bewusst ist, die Räume, in denen wir uns tagtäglich bewegen, haben einen immensen Einfluss auf uns und unsere (Selbst-) Wahrnehmung. Dennoch halten wir sie oft für selbstverständlich. Mit unserer Ausstellung wollen wir die Präsenz und Wirkung des Raumes stärker hervorheben und somit den Hinterfragungsprozess der eigenen Umgebung anregen. Wie nehme ich mich selbst in verschiedenen Räumen wahr und zu was für einem Selbstbild formen sich diese Erlebnisse? Wo liegen die Grenzen zwischen einer Ausstellung und dem Raum, in dem sie gezeigt wird? Und welche Rolle spiele dabei ich als BetrachterIn?

Ausstellungsansichten: Jasmin Franzé
Text: Jasmin Franzé, Sophia Wilhelm


Das Maß der Dinge

Videoprojektion, Sound
2023




In Sophia Wilhelms Videoprojektion sehen wir eine weiblich gelesene Person sich mühsam auf allen Vieren fortbewegen. Ihre Umgebung nimmt sie nur über haptische Reize wahr, ein über den Kopf gezogenes Bettlaken nimmt ihr die Sicht und somit die Orientierung. Großflächig projiziert, erscheint der gesichtslose Körper als Tier oder Geschöpf, das in den Wänden der Akademie zu leben und darin zu verschwinden scheint. Die Person bleibt allerdings gefangen im Rahmen der architektonischen Begrenzungen – und somit ziellos und anonym in ihrer passiv gehaltenen Rolle innerhalb der Institution.

Ausstellungsanischt: Jason Hess
Text: Sophia Wilhel, Florin Weber,


Selbstportrait mit Laken oder die Gewalt des Ansehens

Fotografie, Fine Art Print
60 x 45 cm
2023



Auf dem Selbstportrait ist eine weiblich gelesene Person zu sehen, die unbekleidet hinter einem weißen Laken steht. Sie streckt eine Faust hervor, die den Selbstauslöser betätigt. Die Person wird hinter dem Laken versteckt, doch die nackten Beine und die Hand verraten ihre Präsenz. Sie scheint starr, wie in ein Leichentuch gewickelt oder zu einer Projektionsfläche werdend. Diese Passivität und vermeintliche Ohnmacht werden von der Faust gebrochen. Durch den Selbstauslöser wird klar, dass die Szene eine bewusst, selbst gewählte und inszenierte ist. Somit erlangt die gezeigte Person eine Form von Kontrolle über ihre Sichtbarkeit, auch wenn sie noch mit ihr zu ringen scheint

Ausstellungsanischten: Sophia Wilhelm
Text: Mily Meyer, Sophia Wilhelm


Laken 2

Spannbettlaken, Schrift
200x 140 cm
2023



Der Fleck dringt tief in das Gewebe ein. Bereits nach wenigen Sekunden hat er sich hartnäckig festgesetzt. Ich schrubbe immer und immer wieder über die Stelle, an der es passiert ist, bis meine Finger wund sind. Ich wringe fest aus, doch der Fleck bleibt.
Mit dem Bettlaken im Schaufenster wird ein privater, verletzlicher und intimer Moment öffentlich. Die Schrift auf dem Laken ist ausgeblichen, wie ein Fleck, den man auszuwaschen versuchte. Von außen ist der Text lesbar. Die betrachtende Person wird durch die Spiegelung der Fensterscheibe mit sich selbst und den Worten konfrontiert. Auf der Rückseite wird das Geschriebene zu einer Chiffre. Der Inhalt zerfällt und ist nicht mehr greifbar.

Ausstellungsanischten: Sophia Wilhelm
Text: Mily Meyer, Sophia Wilhelm