Mit dem Siegeszug von kameraintegrierten Smartphones sind Fotografien unmittelbar, schnell zirkulierend und sofort verfügbar geworden. Als User*innen müssen wir uns mittlerweile keine Gedanken mehr machen, ein Knopfdruck genügt und Dank interner Algorithmen erfolgt das Fotografieren vollautomatisiert.
Das Foto, das ist heutzutage vor allem eins: virtuell, ein Pixelraster mit Metadaten, flimmernd auf unseren Bildschirmen. Dieser digitale Aggregatszustand der Fotografie ist zum Fundament für die Affekt-, Aufmerksamkeits- und Informationsökonomie unserer Gegenwart geworden, doch trotz – oder gerade deswegen – lohnt sich die Auseinandersetzung mit einem vermeintlichen Anachronismus:
der Großformatkamera.

Im Workshop „Ain’t No Snapshot“ kehren wir deshalb „zurück“ zur analogen Fotografie. Aufgrund ihrer rein mechanischen Apparatur, erfolgt die Handhabung der Großbildkamera rein manuell, wodurch sie uns die optischen Grundlagen des Mediums (z.B. Blende, Belichtungszeit, Brennweite, Brennpunkt) konkret veranschaulicht – und uns dadurch Kontroll- und Gestaltungsmöglichkeiten gewährt, die weit über die herkömmlichen App-Filter hinausgehen. Ihr analoger Prozess beim Fotografieren und in der Dunkelkammer zwingt uns zur radikalen Entschleunigung und erlaubt uns eine konzentrierte und vor allem bewusste Beschäftigung mit dem Motiv. Statt Quantität und Unmittelbarkeit setzt die Großformatfotografie auf Qualität: Präzision, Schärfe, Detailreichtum und Tonwertumfang bleiben unangefochten – nur die wenigsten digitalen Sensoren können mit der Auflösung eines Planfilms mithalten. Doch der eigentliche Vorteil der Großformatkamera liegt in der Eigenschaft ihrer beweglichen Objektiv- und Bildebenen: Durch die eingebauten Tilt- und Shift-Funktionen lassen sich Kameraperspektiven und Schärfebereiche setzen, die mit einer herkömmlichen Digitalkamera schlichtweg nicht möglich sind.

Zusammen mit der Fotowerkstatt vermittelt der praxisorientierte Workshop „Ain’t No Snapshot“ in drei Sessions die Basics der analogen Großformatfotografie wie auch der Film- und Papierentwicklung. Gemeinsam erproben wir die technischen Eigenschaften der Großformatkamera, durchlaufen alle chemischen Prozesse bis zum fertigen Handabzug am Vergrößerer und erfahren das Foto als Bildträger in seiner physischen Dimension wieder.

Hinweis: Falls Teilnehmer*innen eine eigene Großbildkamera besitzen, kann diese für den Workshop gerne mitgebracht werden.

Foto & Text © Florin Weber, 2024

Fotografien © Katharina Schubin, Tom Klimek, Kira Krüger, Heeyeon Shin, Kevin Göllner, Sabrina Sareiter, Amanda Bahle, Anna Boldt, Melissa Nitzer, Raffael Schlagenhaufer, Jessi Weber, Ulf Herold, 2024